Konjunkturausblick Autoimporteure
«Wir hoffen, dass die BAK-Prognosen eintreten»
3. März 2023 agvs-upsa.ch – Der Konjunkturausblick für das Schweizer Autogewerbe, verfasst von BAK Economics, prognostiziert für das laufende Jahr insgesamt 260’000 Neuzulassungen. Andreas Burgener, Direktor von Auto-Schweiz, der Vereinigung der Auto-Importeure, hält einen klaren Aufschwung allerdings erst im kommenden Jahr für realistisch. Im Gespräch sagt er auch, was er über die Agenturverträge denkt.
Andreas Burgener tritt per Ende Januar 2024 als Direktor von Auto-Schweiz in den Ruhestand. Foto: Auto-Schweiz
kro. Herr Burgener, wie beurteilen Sie die aktuelle Konsumentenstimmung bezogen auf den Kauf eines neuen Autos?
Andreas Burgener: Insgesamt recht gut. Sie könnte sich allerdings eintrüben, falls sich die Volkswirtschaft stärker abkühlt als derzeit vermutet. So sagen die entsprechenden Konjunkturforschungsstellen von Seco und KOF derzeit für dieses und nächstes Jahr zwischen 0,5 und 1,9 Prozentpunkten Wachstum voraus. Das ist zwar weit unter Durchschnitt, aber an einer Rezession scheint die Schweiz vorbeizukommen.
Das Fehlen von preisgünstigen E-Autos macht Kunden den Einstieg in die E-Welt schwer. In welchem Ausmass hat das dazu beigetragen, dass die Ziele bei den Neuimmatrikulationen im vergangenen Jahr deutlich nicht erreicht wurden?
Hauptgrund für das relativ schwache Abschneiden des Marktes waren vor allem die Lieferschwierigkeiten, verursacht durch die Chipkrise und den Mangel an weiteren Zulieferteilen, welche durch den Ausbruch des Ukrainekriegs noch verschärft worden sind. Einige Monate lang waren Kabelbäume aus den dortigen Werken Mangelware. Batterieelektrische Antriebe sind derzeit in der Produktion noch deutlich teurer als vergleichbare Benzin- oder Dieselmotoren, und haben deshalb noch nicht flächendeckend den Weg in kleinere Modelle gefunden. Zahlreiche Hersteller arbeiten an dieser Herausforderung und wollen das Angebot in den kommenden zwei bis drei Jahren deutlich ausbauen.
Potenzielle E-Auto-Kunden scheinen verunsichert. Welche Rolle spielen dabei Themen wie die vermeintliche Energiemangellage?
Auf der psychologischen Ebene hilft das sicher nicht, auch wenn wir in diesem Winter ohne Mangellage durchzukommen scheinen. Leider ist derzeit auch die Politik des Bundesrats alles andere als hilfreich bei den Bemühungen unserer Branche, emissionsfreie Antriebe weiter im Markt zu stärken. Das private Nutzungsverbot von Elektroautos im Falle einer möglichen Strommangellage oder der angedrohte Wegfall der Befreiung von der Automobilsteuer beim Import sind keine guten Signale für den Ausbau der Elektromobilität. Bei beiden Themen hoffen wir noch auf Einsicht des Bundesrats, genauso wie auf weitere Bemühungen beim Ausbau der Energieproduktion und der Lademöglichkeiten.
BAK Economics prognostizierte für 2022 insgesamt 261’000 Neuzulassungen. Tatsächlich waren es jedoch nur knapp 226000. Was halten Sie grundsätzlich von Prognosen?
Für das vergangene Jahr muss man ehrlicherweise sagen, dass der Ukrainekrieg kaum vorherzusagen war und auch seine massiven Auswirkungen nicht einkalkuliert werden konnten. Trotzdem war ich recht erstaunt, dass die Importeure nicht nach ihrer Meinung gefragt worden sind – auch für die 2023er-Prognose nicht.
Für 2023 prognostiziert BAK Economics 260’000 Neuzulassungen. Ihre Meinung?
Eine sehr optimistische Sicht der Dinge, von der ich im Sinne unserer Branche hoffe, dass sie eintrifft.
Sie beziffern den Nachholbedarf aufgrund dreier unterdurchschnittlicher Jahre seit 2020 mit 200’000 Personenwagen. Wie lange wird es Ihrer Ansicht nach dauern, bis dieser Nachholbedarf über die nächsten Jahre kompensiert sein wird?
In diesem Jahr hoffe ich auf ein Jahr der Stabilisierung und des leichten Aufwärtstrends. 2024 sollten wir dann einen klaren Aufwärtstrend spüren, 2025 liegen wir möglicherweise wieder im Bereich der gewohnten 300’000 neuen Personenwagen.
Die Verkehrskommission des Nationalrats hat sich im Januar gegen ein Verbrennerverbot ab 2035 ausgesprochen. Inwiefern kann die Schweiz hier überhaupt autonom entscheiden?
Die Entscheidung gegen ein Technologieverbot ist vernünftig. Sollte die EU ihrerseits das Ziel von 0 Gramm CO2 pro Kilometer ab 2035 so durchziehen, wird es auch in der Schweiz zum Fakt werden – schlichtweg, weil für unser Land die europäischen Modelle der Hersteller zum Kauf stehen und kein separates Angebot verfügbar ist.
Beherrschendes Thema im Autogewerbe sind die Agenturverträge. Der Händler werde zum «Erfüllungsgehilfen» und gebe «sein Unternehmertum an der Pforte der Hersteller ab», wie das Michael Ziegler, Geschäftsführer der Emil Frey Gruppe Deutschland und Präsident des Kfz-Verbandes Baden-Württemberg formuliert. Verstehen Sie den Zorn der Händler?
Auf den ersten Blick ja, es braucht aber eine vertiefte Betrachtung des Themas: Wo etwa sind die Systemgrenzen? Wie steht es um das Chancen-Risiko-Verhältnis? Oder wie sieht ein mögliches neues Geschäftsmodell aus? Der persönliche Kundenkontakt wird auch in Zukunft matchentscheidend sein. Und zu guter Letzt: Das Produkt ist nur so gut wie der Service après vente.
Ende Januar des nächsten Jahres treten Sie in den Ruhestand – oder Un-Ruhestand, wie Sie es formulieren. Schon Pläne für die Zeit danach?
Ich erreiche im Januar 2024 das Pensionsalter, Ende des Jahres soll meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger starten. Sport und Reisen stehen dann nach der Stabübergabe sehr weit oben auf meiner Liste.
Andreas Burgener tritt per Ende Januar 2024 als Direktor von Auto-Schweiz in den Ruhestand. Foto: Auto-Schweiz
kro. Herr Burgener, wie beurteilen Sie die aktuelle Konsumentenstimmung bezogen auf den Kauf eines neuen Autos?
Andreas Burgener: Insgesamt recht gut. Sie könnte sich allerdings eintrüben, falls sich die Volkswirtschaft stärker abkühlt als derzeit vermutet. So sagen die entsprechenden Konjunkturforschungsstellen von Seco und KOF derzeit für dieses und nächstes Jahr zwischen 0,5 und 1,9 Prozentpunkten Wachstum voraus. Das ist zwar weit unter Durchschnitt, aber an einer Rezession scheint die Schweiz vorbeizukommen.
Das Fehlen von preisgünstigen E-Autos macht Kunden den Einstieg in die E-Welt schwer. In welchem Ausmass hat das dazu beigetragen, dass die Ziele bei den Neuimmatrikulationen im vergangenen Jahr deutlich nicht erreicht wurden?
Hauptgrund für das relativ schwache Abschneiden des Marktes waren vor allem die Lieferschwierigkeiten, verursacht durch die Chipkrise und den Mangel an weiteren Zulieferteilen, welche durch den Ausbruch des Ukrainekriegs noch verschärft worden sind. Einige Monate lang waren Kabelbäume aus den dortigen Werken Mangelware. Batterieelektrische Antriebe sind derzeit in der Produktion noch deutlich teurer als vergleichbare Benzin- oder Dieselmotoren, und haben deshalb noch nicht flächendeckend den Weg in kleinere Modelle gefunden. Zahlreiche Hersteller arbeiten an dieser Herausforderung und wollen das Angebot in den kommenden zwei bis drei Jahren deutlich ausbauen.
Potenzielle E-Auto-Kunden scheinen verunsichert. Welche Rolle spielen dabei Themen wie die vermeintliche Energiemangellage?
Auf der psychologischen Ebene hilft das sicher nicht, auch wenn wir in diesem Winter ohne Mangellage durchzukommen scheinen. Leider ist derzeit auch die Politik des Bundesrats alles andere als hilfreich bei den Bemühungen unserer Branche, emissionsfreie Antriebe weiter im Markt zu stärken. Das private Nutzungsverbot von Elektroautos im Falle einer möglichen Strommangellage oder der angedrohte Wegfall der Befreiung von der Automobilsteuer beim Import sind keine guten Signale für den Ausbau der Elektromobilität. Bei beiden Themen hoffen wir noch auf Einsicht des Bundesrats, genauso wie auf weitere Bemühungen beim Ausbau der Energieproduktion und der Lademöglichkeiten.
BAK Economics prognostizierte für 2022 insgesamt 261’000 Neuzulassungen. Tatsächlich waren es jedoch nur knapp 226000. Was halten Sie grundsätzlich von Prognosen?
Für das vergangene Jahr muss man ehrlicherweise sagen, dass der Ukrainekrieg kaum vorherzusagen war und auch seine massiven Auswirkungen nicht einkalkuliert werden konnten. Trotzdem war ich recht erstaunt, dass die Importeure nicht nach ihrer Meinung gefragt worden sind – auch für die 2023er-Prognose nicht.
Für 2023 prognostiziert BAK Economics 260’000 Neuzulassungen. Ihre Meinung?
Eine sehr optimistische Sicht der Dinge, von der ich im Sinne unserer Branche hoffe, dass sie eintrifft.
Sie beziffern den Nachholbedarf aufgrund dreier unterdurchschnittlicher Jahre seit 2020 mit 200’000 Personenwagen. Wie lange wird es Ihrer Ansicht nach dauern, bis dieser Nachholbedarf über die nächsten Jahre kompensiert sein wird?
In diesem Jahr hoffe ich auf ein Jahr der Stabilisierung und des leichten Aufwärtstrends. 2024 sollten wir dann einen klaren Aufwärtstrend spüren, 2025 liegen wir möglicherweise wieder im Bereich der gewohnten 300’000 neuen Personenwagen.
Die Verkehrskommission des Nationalrats hat sich im Januar gegen ein Verbrennerverbot ab 2035 ausgesprochen. Inwiefern kann die Schweiz hier überhaupt autonom entscheiden?
Die Entscheidung gegen ein Technologieverbot ist vernünftig. Sollte die EU ihrerseits das Ziel von 0 Gramm CO2 pro Kilometer ab 2035 so durchziehen, wird es auch in der Schweiz zum Fakt werden – schlichtweg, weil für unser Land die europäischen Modelle der Hersteller zum Kauf stehen und kein separates Angebot verfügbar ist.
Beherrschendes Thema im Autogewerbe sind die Agenturverträge. Der Händler werde zum «Erfüllungsgehilfen» und gebe «sein Unternehmertum an der Pforte der Hersteller ab», wie das Michael Ziegler, Geschäftsführer der Emil Frey Gruppe Deutschland und Präsident des Kfz-Verbandes Baden-Württemberg formuliert. Verstehen Sie den Zorn der Händler?
Auf den ersten Blick ja, es braucht aber eine vertiefte Betrachtung des Themas: Wo etwa sind die Systemgrenzen? Wie steht es um das Chancen-Risiko-Verhältnis? Oder wie sieht ein mögliches neues Geschäftsmodell aus? Der persönliche Kundenkontakt wird auch in Zukunft matchentscheidend sein. Und zu guter Letzt: Das Produkt ist nur so gut wie der Service après vente.
Ende Januar des nächsten Jahres treten Sie in den Ruhestand – oder Un-Ruhestand, wie Sie es formulieren. Schon Pläne für die Zeit danach?
Ich erreiche im Januar 2024 das Pensionsalter, Ende des Jahres soll meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger starten. Sport und Reisen stehen dann nach der Stabübergabe sehr weit oben auf meiner Liste.
Weitere Infos unter: auto.swiss
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