SAA-Präsident Erhard Luginbühl
Angespanntes Verhältnis bezüglich Preise
5. Januar 2024 agvs-upsa.ch – Die Garagenzulieferbranche hat auch 2024 Herausforderungen zu meistern. Während sich die Lage bei Lieferfristen oder Materialkosten zu beruhigen scheint, sind die Aussichten bei Lohnkosten und Margenzerfall nicht so rosig. Die AGVS-Medien sprechen darüber mit SAA-Präsident Erhard Luginbühl. Jürg A. Stettler
Lohnkosten und Margenzerfall dürften 2024 bei den Betrieben für Herausforderungen sorgen. Fotos: AGVS-Medien
Der Verband Swiss Automotive Aftermarket (SAA) setzt sich seit Jahren für gute Rahmenbedingungen und einen unabhängigen Schweizer Aftermarket ein. «Wenn sich dereinst global agierende Händler wie Amazon oder das chinesische Pendant Alibaba hierzulande mit Autoteilen breitmachen, wird es ungemütlich», gibt SAA-Präsident Erhard Luginbühl zu bedenken. Sein Verband versucht daher, für die rund 65 Mitglieder, darunter Hersteller wie Importeure, faire Marktbedingungen für die Akteure der Garagenzuliefererbranche zu garantieren und die Qualität hochzuhalten. Messen wie in Bern oder Genf seien wichtige Schaufenster und Möglichkeiten zum Netzwerken. «Geschäfte werden trotz Digitalisierung immer noch mit Menschen gemacht, daher sind solche Treffen so wichtig», sagt er.
Mit jeder Plattform, die man hierzulande verliere, gebe es bessere Markteintritts-Möglichkeiten für Unternehmen aus China oder Indien oder für Grossverteiler; denn je unpersönlicher das Business werde, desto breiter werde es auch. «Und damit nimmt die Bedrohung fürs Schweizer Gewerbe zu. Unser Auftritt an der Aftermarket-CH – ich kann das nicht für jedes Mitglied oder Unternehmen beurteilen, aber für den Verband – war mit den verschiedenen Fachforen und der Präsentation von teilpolitischen Themen ein Erfolg», so Luginbühl. Er ergänzt: «Es ist gelungen, die Plattform weiter auszubauen; auch dank Partnern wie ESA oder Derendinger, die viele Garagisten vom PW-Bereich zur Transport-CH brachten. Aber auch unsere SAA-Mitglieder haben kräftig die Werbetrommel gerührt.»
Schweizer Lieferketten und Lager als Vorteil
Das Potenzial sei, so Luginbühl, noch nicht ausgeschöpft und für die nächste Austragung im Jahr 2025 ausbaubar; für eine B2B-Messe sei es jedoch ein schöner Erfolg gewesen. «Wichtig war, dass es gelungen ist, zwischen Transport, Aftermarket und Carrosserie eine Brücke zu spannen – eine starke Brücke. Wir müssen uns schon im Klaren sein, dass wir nicht nur gegeneinander im Wettbewerb stehen, sondern vor allem gegen Anbieter aus dem Ausland. Wir müssen alle unsere Marken mit dem lokalen und nachhaltigen Bezug stärken. Das ist wichtig, um bestehen zu können.» Lieferketten und Lager in der Schweiz seien für SAA-Mitglieder gegenüber Endkunden da ein entscheidender Vorteil.
Wie sieht es für 2024 aus? Schliesslich wächst der Druck auf die europäischen Volumenhersteller, und trotz dem fünfzehnten Monatsplus in Serie im November bei den Autoverkäufen ist die Schweiz weit von der langjährigen Durchschnittsmarke von 300 000 Neuwagen pro Jahr entfernt. Zudem schmälern steigende Energie- und Mietkosten viele Budgets. «Ich stütze mich bei Aussagen zur Marktentwicklung immer auf die Verladezahlen, und die sind eher rückläufig», räumt Luginbühl dazu ein. «Der Rückstand bezüglich Autoverkäufen wird sich ganz klar auf unseren Markt niederschlagen. Auf der anderen Seite ist die Konsumentenstimmung jedoch immer noch mehrheitlich positiv.»
Erhard Luginbühl, Präsident SAA
Marktgerechte Löhne als Herausforderung
Was heisst das nun für den Aftermarket? Der SAA-Präsident und CEO der Luginbühl Fahrzeugtechnik AG erklärt: «Die Lieferketten haben sich geschlossen, aber wir haben ein angespanntes Verhältnis bezüglich Preisen, da wir bei vielen Lieferanten erneut eine Erhöhung haben.» Als weitere Challenge der Branche sieht er die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt. «Der Arbeitskräftemangel – ich spreche absichtlich nicht vom Fachkräftemangel – treibt die Lohnspirale hoch; die ganze Branche ist gefordert, marktgerechte Löhne zu zahlen. Das wird 2024 eine Herausforderung», erläutert der Unternehmer. Dies gelte für alle sechs SAA-Fachgruppen: von Garagen- und Werkstatteinrichtung über Ersatzteile, Zubehör und Tuning, Nutzfahrzeuge sowie Informatik bis Schmierstoffe und Chemie.
Gegen die Gefahr des Margenzerfalls
Luginbühl betont gleichzeitig, dass man für 2024 keine Rezension sehe, aber auch keine zulegenden Märkte. «Vor allem sehen wir die Gefahr des Margenzerfalls», ergänzt er. Dagegen müsse jeder Unternehmer für sich ein passendes Rezept finden. «Mein Weg bei der Luginbühl Fahrzeugtechnik AG ist nicht Masse, sondern Klasse – und Kundennähe», so Erhard Luginbühl. «Ein Produkt aus dem Ausland, hergestellt im Billiglohnland allenfalls noch mit Fördergeldern, in die Schweiz zu schicken, ist in anderen Wirtschaftssparten oft schon kostenlos», sagt er, «und da können wir nicht mithalten.» Wichtig sei daher, dass die Qualität und der Verbandsnutzen für SAA-Mitglieder weiter hochgehalten werden. Dafür setze man sich auch mit viel freiwilliger Arbeitsleistung in Organisationskomitees von Messen, Beiräten und Think-Tanks ein. «Vor allem im Bereich der Regulatorien und der Zulassungen haben SAA-Mitglieder Vorteile. Ein gutes Beispiel ist die Abschaffung des Schweizer Typenscheins. Das klingt super: Einzelzulassung mit CoC statt Clusterung. Doch wie soll man nun einen Bremsklotz einem Autotyp zuordnen? Und welches andere Auto nutzt denselben Bremsklotz?», fragt er kritisch.
«Also haben wir dazu mit viel Aufwand eine Verbandslösung erarbeitet, damit weiter eine Clusterung möglich ist. Bis auf die Stufe, auf der sich die einzelnen Mitbewerber voneinander abheben, kommt künftig ein SAA-Key zum Tragen.» Auch Arbeiten bezüglich Zulassung von Geräten genauso wie an Regulatorien seien für gute Rahmenbedingungen und für einen unabhängigen Schweizer Aftermarket entscheidend. Hier setze sich der SAA auch in europäischen Gremien für die Interessen der Schweiz ein oder mache bei Bedarf Einsprachen, «damit wir 2024 und darüber hinaus erfolgreich im Spannungsfeld des freien Aftermarket bestehen können», betont SAA-Präsident Erhard Luginbühl.
Lohnkosten und Margenzerfall dürften 2024 bei den Betrieben für Herausforderungen sorgen. Fotos: AGVS-Medien
Der Verband Swiss Automotive Aftermarket (SAA) setzt sich seit Jahren für gute Rahmenbedingungen und einen unabhängigen Schweizer Aftermarket ein. «Wenn sich dereinst global agierende Händler wie Amazon oder das chinesische Pendant Alibaba hierzulande mit Autoteilen breitmachen, wird es ungemütlich», gibt SAA-Präsident Erhard Luginbühl zu bedenken. Sein Verband versucht daher, für die rund 65 Mitglieder, darunter Hersteller wie Importeure, faire Marktbedingungen für die Akteure der Garagenzuliefererbranche zu garantieren und die Qualität hochzuhalten. Messen wie in Bern oder Genf seien wichtige Schaufenster und Möglichkeiten zum Netzwerken. «Geschäfte werden trotz Digitalisierung immer noch mit Menschen gemacht, daher sind solche Treffen so wichtig», sagt er.
Mit jeder Plattform, die man hierzulande verliere, gebe es bessere Markteintritts-Möglichkeiten für Unternehmen aus China oder Indien oder für Grossverteiler; denn je unpersönlicher das Business werde, desto breiter werde es auch. «Und damit nimmt die Bedrohung fürs Schweizer Gewerbe zu. Unser Auftritt an der Aftermarket-CH – ich kann das nicht für jedes Mitglied oder Unternehmen beurteilen, aber für den Verband – war mit den verschiedenen Fachforen und der Präsentation von teilpolitischen Themen ein Erfolg», so Luginbühl. Er ergänzt: «Es ist gelungen, die Plattform weiter auszubauen; auch dank Partnern wie ESA oder Derendinger, die viele Garagisten vom PW-Bereich zur Transport-CH brachten. Aber auch unsere SAA-Mitglieder haben kräftig die Werbetrommel gerührt.»
Schweizer Lieferketten und Lager als Vorteil
Das Potenzial sei, so Luginbühl, noch nicht ausgeschöpft und für die nächste Austragung im Jahr 2025 ausbaubar; für eine B2B-Messe sei es jedoch ein schöner Erfolg gewesen. «Wichtig war, dass es gelungen ist, zwischen Transport, Aftermarket und Carrosserie eine Brücke zu spannen – eine starke Brücke. Wir müssen uns schon im Klaren sein, dass wir nicht nur gegeneinander im Wettbewerb stehen, sondern vor allem gegen Anbieter aus dem Ausland. Wir müssen alle unsere Marken mit dem lokalen und nachhaltigen Bezug stärken. Das ist wichtig, um bestehen zu können.» Lieferketten und Lager in der Schweiz seien für SAA-Mitglieder gegenüber Endkunden da ein entscheidender Vorteil.
Wie sieht es für 2024 aus? Schliesslich wächst der Druck auf die europäischen Volumenhersteller, und trotz dem fünfzehnten Monatsplus in Serie im November bei den Autoverkäufen ist die Schweiz weit von der langjährigen Durchschnittsmarke von 300 000 Neuwagen pro Jahr entfernt. Zudem schmälern steigende Energie- und Mietkosten viele Budgets. «Ich stütze mich bei Aussagen zur Marktentwicklung immer auf die Verladezahlen, und die sind eher rückläufig», räumt Luginbühl dazu ein. «Der Rückstand bezüglich Autoverkäufen wird sich ganz klar auf unseren Markt niederschlagen. Auf der anderen Seite ist die Konsumentenstimmung jedoch immer noch mehrheitlich positiv.»
Erhard Luginbühl, Präsident SAA
Marktgerechte Löhne als Herausforderung
Was heisst das nun für den Aftermarket? Der SAA-Präsident und CEO der Luginbühl Fahrzeugtechnik AG erklärt: «Die Lieferketten haben sich geschlossen, aber wir haben ein angespanntes Verhältnis bezüglich Preisen, da wir bei vielen Lieferanten erneut eine Erhöhung haben.» Als weitere Challenge der Branche sieht er die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt. «Der Arbeitskräftemangel – ich spreche absichtlich nicht vom Fachkräftemangel – treibt die Lohnspirale hoch; die ganze Branche ist gefordert, marktgerechte Löhne zu zahlen. Das wird 2024 eine Herausforderung», erläutert der Unternehmer. Dies gelte für alle sechs SAA-Fachgruppen: von Garagen- und Werkstatteinrichtung über Ersatzteile, Zubehör und Tuning, Nutzfahrzeuge sowie Informatik bis Schmierstoffe und Chemie.
Gegen die Gefahr des Margenzerfalls
Luginbühl betont gleichzeitig, dass man für 2024 keine Rezension sehe, aber auch keine zulegenden Märkte. «Vor allem sehen wir die Gefahr des Margenzerfalls», ergänzt er. Dagegen müsse jeder Unternehmer für sich ein passendes Rezept finden. «Mein Weg bei der Luginbühl Fahrzeugtechnik AG ist nicht Masse, sondern Klasse – und Kundennähe», so Erhard Luginbühl. «Ein Produkt aus dem Ausland, hergestellt im Billiglohnland allenfalls noch mit Fördergeldern, in die Schweiz zu schicken, ist in anderen Wirtschaftssparten oft schon kostenlos», sagt er, «und da können wir nicht mithalten.» Wichtig sei daher, dass die Qualität und der Verbandsnutzen für SAA-Mitglieder weiter hochgehalten werden. Dafür setze man sich auch mit viel freiwilliger Arbeitsleistung in Organisationskomitees von Messen, Beiräten und Think-Tanks ein. «Vor allem im Bereich der Regulatorien und der Zulassungen haben SAA-Mitglieder Vorteile. Ein gutes Beispiel ist die Abschaffung des Schweizer Typenscheins. Das klingt super: Einzelzulassung mit CoC statt Clusterung. Doch wie soll man nun einen Bremsklotz einem Autotyp zuordnen? Und welches andere Auto nutzt denselben Bremsklotz?», fragt er kritisch.
«Also haben wir dazu mit viel Aufwand eine Verbandslösung erarbeitet, damit weiter eine Clusterung möglich ist. Bis auf die Stufe, auf der sich die einzelnen Mitbewerber voneinander abheben, kommt künftig ein SAA-Key zum Tragen.» Auch Arbeiten bezüglich Zulassung von Geräten genauso wie an Regulatorien seien für gute Rahmenbedingungen und für einen unabhängigen Schweizer Aftermarket entscheidend. Hier setze sich der SAA auch in europäischen Gremien für die Interessen der Schweiz ein oder mache bei Bedarf Einsprachen, «damit wir 2024 und darüber hinaus erfolgreich im Spannungsfeld des freien Aftermarket bestehen können», betont SAA-Präsident Erhard Luginbühl.
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